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Die Stadt aus der Perspektive ihrer Bewohner*innen.
Kennst du deine Stadt?
In Leipzig, wie in jeder anderen Stadt, hat jedes Viertel einen gewissen Ruf. Einige sind sehr beliebt während andere als „no go areas“ bekannt sind. Wie oft gehst du in deiner Stadt auf Erkundung, um eine Vorstellung der Stadtteile zu bekommen, die du normalerweise nie besuchst? Wie kannst du wissen, ob dein Bild der Viertel stimmt? Wie gut kennst du deinen eigenen Stadtteil? Welches ist dein Lieblingsort und was würdes du gern verschweigen? Kennst du deine Nachbarn?
Diesen und anderen Fragen gehen die Leipziger Stadtteilexpeditionen gemeinsam mit den Bewohner*innen jedes Viertels in einem partizipativen Prozess nach, der in einer öffentlichen Stadtteilerkundung mündet. Ziel ist es, einen Rahmen für sehr persönliche Begegnungen zu schaffen und gleichzeitig zu einer Neuordnung der mentalen Stadtpläne jedes Einzelnen beizutragen und Vorurteile abzubauen.
Der Prozess
Während der Projektlaufzeit gehen wir täglich durch das Viertel spazieren und laden zu verschiedenen Veranstaltungen, um mit so vielen verschiedenen Menschen wie möglich ins Gespräch zu kommen. Wir heißen die Nachbarschaft bei einem ‚Tausch-Café‘ willkommen, bei dem wir selbst gebackenen Kuchen gegen Geschichten, Erinnerungen oder Visionen rund um das jeweilige Viertel tauschen, laden zu thematischen Filmnachmittagen, Diskussionsrunden, von Anwohner*innen geführten Spaziergängen, laden zum Picknick auf öffentlichen Plätzen, rufen Nachbar-Challenges aus oder organisieren eine Nachbarschaftsausstellung. Nach und nach erschließen wir uns so das Viertel. Gemeinsam mit den Menschen, die wir in dieser Zeit kennen lernen, erarbeiten wir einen temporären Stadtplan, anhand dessen das Publikum das Viertel aus der Perspektive derjenigen entdecken kann, die hier leben, arbeiten und es gestalten.
Die öffentliche Stadtteilexpedition
Zum Abschluss findet eine öffentliche Stadtteilexpedition statt, bei der die Gäste eingeladen sind, das Viertel anhand dieses besonderen, temporären Stadtplans zu erkunden. Jede*r, die oder der sich in die finale Expedition einbringen möchte, ist willkommen. Auch die Ergebnisse der Projektphase, die Entdeckungen und gesammelten Geschichten fließen in die finale, öffentliche Expedition mit ein. Dadurch gestaltet sich jede Expedition anders. Anhand des Stadtplans bewegen sich die Gäste eigenständig durchs Viertel. Auf der Karte sind Orte markiert, an denen man Menschen treffen kann, die zu einem offenen Austausch, einem persönlichen Gespräch einladen. Ziel ist es, reale Begegnungen zu ermöglichen, um nicht übereinander zu reden, sondern miteinander ins Gespräch zu kommen. Das kann in einem Café, auf einer Parkbank oder in einer Wohnung sein. Auf dem Weg kann man bemerkenswerte Orte entdecken, die uns während der Recherchephase gezeigt wurden, Aufgaben ausführen, versteckte Geschichten entdecken oder Stadtteilmemory spielen. Die Expeditionen sind nicht geführt. Anhand des Plans entscheiden die Gäste selbst, was sie erkunden, wen sie treffen oder wie lange sie an einem Ort bleiben möchten. Zum Abschluss laden wir Gäste, Nachbar*innen und Teilnehmer*innen zu einem Austausch ein und lassen sie ihre ganz persönlichen Stadtpläne Leipzigs zeichnen.
Das Projekt wurde bei der internationalen Konferenz Walk21 Vienna 2015 mit einem Walking Visionaries Jury Preis in der Kategorie „Walking and the Arts“ ausgezeichnet
Bisherige Expeditionen
Die Leipziger Stadtteilexpeditionen starteten im Juli 2014 entlang der Eisenbahnstraße in Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf. Dort wurden unter den Titeln „Entlang der Eisenbahnstraße“ (Juli 2014), „Tag der offenen Wohnungstüren“ (November 2014) und „Sehnsucht Eisenbahnstraße“ (April 2015) drei Expeditionen durchgeführt. Es folgten drei weitere Expeditionen nach Reudnitz „Kontaktaufnahme Reudnitz“ (August/September 2015) „Reudnitz Nord-Nord-Ost“ (November 2015) und „Lenes Nachbarn – die andere Seite von Reudnitz“ (April 2016). Im Kontext des Stadtteiljubiläums und Kultursommers Leipziger 2016 fanden zwei Expeditionen nach Grünau statt, „Kontaktaufnahme Grünau“ (Mai 2016) und „Hinter dem Horizont… Grünau!“ (Juli 2016), beide im Umfeld der Stuttgarter Allee. Im folgenden Jahr lud „Grünau – weites Land“ (Juli/August 2017). Die Jubiläumsaugabe der Leipziger Stadtteilexpeditionen erforschte gemeinsam mit der TU Chemnitz in Probstheida die sogenannte „Lange Lene“, den längsten Plattenbau Ostdeutschlands. Bisherige Projekt-Partner waren unter anderem der Pöge-Haus e.V., MÜHLSTRASSE 14 e.V., Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL), die TU Chemnitz und die Koordinierungsstelle Migration/Integration Paunsdorf.
Die Resonanz bei allen Expeditionen war überwältigend – sowohl auf Seiten der Gastgeber („Stationen“), als auch auf Seiten der Gäste. Viele Gespräche wurden geführt, Vorurteile abgebaut und Interessantes entdeckt. Viele Gäste waren überrascht von den Stadtteilen, der dortigen Atmosphäre und Vielfältigkeit.
Kennst du deine Stadt? Finde es raus! Lade dir hier eine blanko Karte von -> Leipzig (pdf ca 800kb) herunter und zeichen deinen ganz persönlichen Blick, deine Zuschreibungen, deine eigenen Klischees ein und schicke sie uns. Die Einsendungen sind dann in der -> Galerie persönlicher Stadtpläne zu sehen.